Donnerstag, 6. Juli 2017

#6: Familienbesuch und die eine oder andere Reise...



Hallo liebe Leser,
nach dem die letzten Monate so viel los war, komme Ich leider erst jetzt dazu hier mal wieder was zu schreiben.

Es ist sehr sehr viel passiert und ich war sehr sehr viel reisen. Ich habe bei meinen letzten Beiträgen gemerkt, dass mir das Bilder machen und bearbeiten um einiges mehr Spaß macht als das Schreiben, deswegen fokussiere ich meine Beiträge ab jetzt auch eher darauf. (Diesmal ca. 150 Bilder :))

Direkt nach meinem letzten Beitrag Anfang April kamen mich meine Eltern mit meinen beiden kleinen Brüdern besuchen. Am Abend bevor sie gelandet sind, hab Ich es geschafft mir eine Lebensmittelvergiftung (Ich mach mir nie wieder Hähnchen selbst…) zuzuziehen und konnte 3 Tage so gut wie nichts machen… Das war sehr ärgerlich, vor allem weil es das einzige Mal bisher war, das ich krank war… Den Park konnte ich ihnen dann leider nicht selbst zeigen, aber als ich wieder gesund war ging es nach Cat Ba in die Ha-Long-Bucht, eines der sieben Naturweltwunder der Erde. Dort ragen tausende Karstfelsen in verschiedenen Größen, Formen und Konstellationen aus dem Meer.






 Danach sind wir nach Hanoi gefahren, wo ich meiner Familie die Kultur Nordvietnams und vor allem das leckere Essen dort gezeigt habe!

Nach dieser einen Woche zusammen sind wir nach Saigon, oder offiziell Ho-Chi-Minh-Stadt geflogen. Diese Stadt ist wirklich KOMPLETT anders als Hanoi. Alles ist viel moderner und strukturierter, aber gleichzeitig auch hektischer. Die Stadt hat mich mehr an andere südostasiatische Metropolen wie z.B. Bangkok erinnert, weshalb sie meiner Meinung nach nicht so einzigartigen Flair wie Hanoi hat.


Der französische Einfluss ist der Stadt anzumerken

Für mich war diese Stadt aber auch komplett neu und es war echt cool mit meiner Familie Saigon zu entdecken, z.B. als Ich mit meinem Bruder in der Nacht eine Motorradtour durch die fast leere Stadt gemacht habe. Wir sind ein paar Tage in der Stadt geblieben, haben die klassischen Touri-Spots abgeklappert und sonst sehr viele (vielleicht zu viele) Pagoden und Märkte besucht, Freunde getroffen und viel Essen ausprobiert (die Küche war komplett anders als im Norden, eher süß und scharf, aber um einiges abwechslungsreicher als Ich das aus Hanoi gewohnt bin!). Die Tunnel des Vietcong aus dem Krieg haben wir auch besichtigt.





Vielleicht sollte ich Apotheker werden, das Outfit gefällt mir...(im Museum für tradtitionelle Medizin)


 Mein persönlicher „Favorit“ war aber das Kriegsrestemuseum, früher Museum der amerikanischen Kriegsverbrechen genannt. Dort wurde gezeigt, was Frankreich und Amerika diesem Volk in ihrem Schwarzweiß-Denken, ihrer Überheblichkeit und ihrer technischen Überlegenheit diesem Land angetan haben, es war einfach so überwältigend (im negativen Sinne), dass ich gar nicht weiß wie ich das hier angemessen wiedergeben kann. Unzählige Massaker, ein ganzes Volk jahrzehntelang im Kriegszustand, mehr Bombenabwürfe als auf allen Schauplätzen des zweiten Weltkrieges zusammen und Entlaubungsmittel, die die Natur in Vietnam stellenweise bis heute komplett ausradierten und daran schuld sind, dass unzählige Menschen mit genetischen Fehlbildungen zur Welt kamen und und und… das alles zur Durchsetzung der Demokratie?

Nun aber zurück zu den schönen Dingen des Lebens :) Ich habe mir dann etwas spontan in Saigon ein Motorrad gekauft, weil ich den Süden unabhängig und selbst motorisiert erkunden wollte! Ich bin dann einen Tag alleine gefahren und habe mich dann mit meiner Familie in Mui Ne wiedergetroffen, eines der beliebtesten Ziele in Vietnam für Strandurlaub. Dort haben wir dann ein paar Tage einfach nur relaxt und abgeschaltet. Meine Familie ist dann leider schon nach Deutschland zurück, da für meine beiden Brüder die Schule wieder losging!








Sandburgenwettbewerb in Mui Ne, das hier war war mein Favorit

Ab da ging die Reise für mich komplett alleine weiter. Ich bin noch nie bisher länger ganz alleine gereist, und es war definitiv eine sehr ungewohnte Erfahrung, die zwar nicht immer einfach, aber dafür umso intensiver war, weil ich einfach viel mehr mit anderen Leuten, meistens Vietnamesen in Kontakt gekommen bin und mir sich immer so viele tolle Möglichkeiten ergeben haben. Ich habe auch extrem gemerkt, wie man das Land nochmal anders wahrnimmt, wenn man etwas die Sprache spricht, vor allem hier, wo der Großteil der Bevölkerung kein oder nur sehr wenig englisch spricht. Die Leute sind viel offener zu einem und verhalten sich wirklich anders als Touristen gegenüber! So viel Zeit für sich allein zu haben gibt auch Raum, über vieles nachzudenken.
Ich bin im Laufe von 5 Tagen die Küste in Richtung Norden entlanggefahren, und habe es einfach nur genossen, bei permanent gutem Wetter mehrere Hundert Kilometer auf dieser Straße mit  beeindruckender Aussicht zu fahren, an teilweise menschenleeren Stränden schwimmen zu gehen, zu schnorcheln, mit Einheimischen Ausflüge zu unternehmen, zu quatschen und mir von ihnen die örtlichen Spezialitäten zeigen zu lassen (Ich war davor kein Meeresfrüchte-Fan, jetzt bin ich es).











Ich fand es echt bewundernswert, wie freundlich die Vietnamesen zu mir waren, teilweise wurde Ich von Leuten die ich kaum kannte nach Hause eingeladen und habe dann dort sogar übernachtet! Meine krasseste Erfahrung dahingehend war jedoch, als mitten im nirgendwo der Sanddünen mein Reifen geplatzt ist und Ich erstmal komplett verzweifelt war. Nach einigen hundert Metern schieben und nachdem ich blindlings einem leuchtenden Schild gefolgt bin, war dort ein Shop, wo ein paar vietnamesische Jungs, ungefähr mein Alter, einen Quadverleih betrieben haben. Während der eine von ihnen den Reifen nochmal aufgepumpt hat und dann zu einem Mechaniker gefahren ist und das Bike repariert hat, haben die anderen mich zum Essen eingeladen, mir zu Trinken gegeben und sich mit mir unterhalten. Und selbst auf mein Drängen hin wollten sie keine Gegenleistung!
Dann ging es weiter nach Da Lat, eine ehemalige französische Bergstadt, aufgrund ihres kühlen Wetters sehr beliebt bei Vietnamesen wie Ausländern! Leider hatte ich dort nicht so Glück mit dem Wetter, konnte aber trotzdem den Flair (und die angenehme Temperatur) dieser Stadt genießen.


Da war das Wetter noch schön....

Vietnamesische Pizza!


Das sogenannte Crazy House


Da Lat und Umgebung sind ein sehr gutes Beispiel für die ungeheure Diversität in Vietnam, die Landschaft mit ihren Kaffee-Plantagen und Nadelwäldern z.B. ist komplett anders als alles was ich davor gesehen hatte.
 
Nachdem ich mich noch mit einer ehemaligen vietnamesischen TCC-Freiwilligen getroffen und spontan mein Motorrad verkauft hatte, habe ich mich mal an Abenteuersport gewagt und mich von mehreren Wasserfällen abgeseilt! Der größte war 65 Meter hoch, und es war echt ein krasses Gefühl inmitten dieser rauschenden Wassermassen zu hängen.


Dann ging es nochmal an die Küste nach Nha Trang, einer Küstenmetropole, wo ich mir beim Schnorcheln in unglaublich schönen Korallenriffen einen sehr starken Sonnenbrand zugezogen habe und dann die restliche Zeit dort nicht mehr wirklich viel machen konnte. Ich hatte jedoch das Glück eine Vietnamesin kennenzulernen, die zufällig Tourguide war und mir dann insgesamt einen ganzen Tag die mehr und auch weniger bekannten Highlights der Stadt gezeigt!



 
Ich bin dann wieder nach Saigon, um mich dort mit Lina zu treffen und mit ihr zusammen ins Mekong-Delta zu fahren. Ähnlich wie Da Lat war das auch wieder etwas komplett Neues. Alles ist komplett flach, und überall sind Kanäle, zu denen so gut wie jedes Haus einen Zugang hat und die genau wie Straßen genutzt werden, es gibt riesige schwimmende Märkte und manche Familien haben hier anstatt einem Motorrad einfach ein Boot.  Auch wirkte hier alles noch tropischer, sehr viel mehr Grün, riesige Fruchtplantagen und eine dementsprechend noch höhere Temperatur…









Dann hieß es für mich auch schon mich vom Süden Vietnams zu verabschieden und wieder in den Park zurückzukehren.
 
In den letzten Wochen habe ich sehr viele Kurztrips gemacht, teilweise mit Lina, teilweise alleine, und auch wenn es teilweise nur 2 Tage waren, habe ich immer sehr viel gesehen und erlebt! Wir arbeiten momentan meistens am Wochenende, da die meisten Tierpfleger da frei haben und sonst teilweise niemand im Center ist, aber dort die meisten Touristen kommen und somit im Besucherzentrum am meisten los ist. Dafür nehmen wir uns dann immer 2 andere Tage in der Woche frei, wo wir dann reisen (Es ist wirklich extrem wie viel weniger hier bei Touristenzielen unter der Woche los ist!), weil wir im Park schon alles gesehen haben, und zum Nichts tun ist die Zeit hier zu schade, vor allem da es so viel zu sehen gibt.

Da Ich ja mittlerweile gefallen am alleine Reisen gefunden habe, bin ich einmal ca. 130km mit dem Motorrad nach Ba Vi (was so viel heißt wie drei Gipfel) gefahren, wo es einen Nationalpark gibt. Dieser bietet ein paar sehr alte französische Gebäude im Wald(unter anderem eine Kirche!), eine Kakteenfarm, Wasserfälle, einen Wasserpark und auf besagten drei Gipfeln jeweils einen Tempel (jedoch nach vielen Stufen....)










Am Tag danach habe Ich eine Art Freilichtmuseum besucht, wo die Regierung Häuser oder teilweise ganze Dörfer verschiedener ethnischer Minderheiten nachgebaut hatte. Es war schön und interessant anzusehen, nur kam Ich mir etwas komisch vor, da die Dörfer teilweise auch bewohnt waren. Danach war ich noch in der sogenannten Parfümpagode, einer riesigen Höhle die zu einer Pagode gemacht wurde.
Auf dem Rückweg von diesem Trip habe ich mir übrigens meine Haare komplett kurz rasiert, weil es einfach zu heiß hier ist! Wird euch auf ein paar Bildern eventuell auffallen oder aufgefallen sein.











Der nächste Trip ging zusammen mit Lina ebenfalls per Motorrad nach Mai Chau, einem sehr idyllischen Tal, etwa 150km von Cuc Phuong entfernt. Dort waren ein paar Dörfer ethnischer Minderheiten, die man besuchen konnte, manche davon waren jedoch schon sehr touristisiert. In unserem Homestay dort haben wir sehr nette Leute aus Israel und Norwegen kennengelernt, mit denen wir die Umgebung erkundet haben. Unsere vietnamesische Gastgeberin ist auch mitgekommen und hat uns alle schönen Orte gezeigt!



Unsere bunte Crew!









Demnächst in ihrer Rosbacher-Werbung

Nachdem ich mich das letzte Mal von einem Wasserfall abgeseilt habe, war jetzt das Hochklettern dran.
Am nächsten Tag sind wir mit derselben Truppe ins Pu Luong Naturreservat gefahren. Die Fahrt durch das Reservat war einfach traumhaft, 35km Straße am Hang eines Tals entlang, Ich bin wirklich alle 5 Minuten angehalten, um Bilder der schönen Kompositionen von Bergen, Dschungel, Reisterassen und unberührten ethnischen Dörfern zu machen.













Bei der letzten Resie ging es noch mit dem Nachtzug nach Sa Pa, mal wieder eine ehemalige französische Bergstadt, aber ungefähr DAS Tourismuszentrum im Norden. Die Stadt an sich ist nicht schön, aber in der Umgebung gibt es unglaublich schöne Landschaften, die ähnlich denen im Pu Luong Reservat waren. Leider nur viel touristischer! Um sich manche Dörfer ethnischer Minderheiten anzugucken, musste man Eintritt bezahlen, das fande ich schon sehr dreist. Auch aus diesem Grund sind wir nur einen Tag in Sapa selbst geblieben. Wir haben dort auch ein Rescue Center besucht, ein Mitarbeiter von diesem war im März in Cuc Phuong gewesen und hatte uns eingeladen.




Schlangenbändiger Simon
 Wir haben nämlich spontan den Entschluss gefasst eine Tour auf den direkt neben Sapa gelegenen höchsten Berg Vietnams, den Fansipan, zu machen. Dieser erhebt sich auf stolze 3143 Meter. Die Wanderung war echt anstrengend, da es andauernd auf und ab, Felshänge hoch und runter, und an Flüssen entlang ging und wir bei ca. 1800 Metern gestartet sind. Wir hatten jedoch unglaublich tolle Aussichten auf dem Weg und da wir an einem Gebirgspass entlanggewandert sind, hat sich hier teilweise in Sekunden das Wetter verändert! Wir haben am ersten Tag im höchsten Camp übernachtet, von wo aus wir am nächsten Morgen um 5 Uhr den letzten Rest des Weges erklommen haben. Wir waren die ersten und einzigen dort oben, und obwohl man wirklich keine 3 Meter weit sehen konnte, war es ein unglaublich geiles Gefühl, einen Berg mit mehr als 3000 Metern Höhe bezwungen zu haben. Dann ging es dieselbe Strecke wieder runter, was erstaunlich einfach ging. Ich hatte nur 6 Tage später immer noch Muskelkater!






Im TCC gab es auch so einige größere Projekte/Events seitdem!
Wir haben das komplette Besucherzentrum neugestrichen und mir ist dann die Aufgabe zu fallen, die neue Beleuchtung samt Verkabelung zu installieren. Das war eine ziemliche Herausforderung, da Ich noch nie wirklich so etwas in die Richtung gemacht habe, aber es hat echt Spaß gemacht, ich habe einiges dabei gelernt und das Ergebnis kann sich, finde ich, sehen lassen!





Dann hatten wir einen Release, bei dem wir insgesamt 30 Schildkröten im Nationalpark ausgewildert haben! Dazu war viel Vorbereitung notwendig, zusätzlich zur Organisation mussten alle Tiere medizinisch behandelt und mit einem Microchip versehen werden. Nach einer 20km langen Fahrt in den Dschungel und einer mehreren Kilometer langen Wanderung noch tiefer in den Wald haben wir mit GPS-Gerät bewaffnet die Schildkröten im Wald ausgesetzt. Es war echt ein unglaublich tolles Gefühl zu sehen, wie die Arbeit die Ich hier mache Tieren ermöglicht, nach langer Gefangenschaft wieder in die Natur zurückzukehren.




Wir wurden von Vietnamnews, einer großen englischen Zeitung Vietnams interviewt. Es war schon cool, wir wurden sogar gefilmt. Leider konnte ich den Artikel nicht so ganz ernst nehmen, aber lest selbst: http://vietnamnews.vn/sunday/features/377936/taking-care-of-turtles-in-cuc-phuong.html


Von Anfang Mai bis Mitte Juni war auch ein britischer Student im TCC, der hier seine Masterarbeit geschrieben hat. Ich durfte mit ihm mein Zimmer teilen, zum Glück haben wir uns sehr gut verstanden. 

Hier noch ein paar Bilder aus dem Park und ein paar Sehenswürdigkeiten in der Nähe, manche kommen treuen Lesern vielleicht bekannt vor :)














Mittagessen am See ist definitiv eines der Highlights hier


Nach nur 5 Minuten mit dem Fahrrad und 5 Minuten bergauf kann man hier einen unglaublichen Sonnenuntergang beobachten!




Ich habe auch alle möglichen Kreaturen fotografiert, die mir hier vor die Linse gekommen sind, ein kleiner (oder mittelkleiner) Auszug:





Na, wer findet die Schlange?








Ja, das ist eine Ameise!


Der rote Baron


Das war es dann auch schon wieder, vielen Dank fürs Lesen, bis zum nächsten und wahrscheinlich letzten Mal!


Euer Simon