Donnerstag, 17. November 2016

Xin Chào!

(Vietnamesisch für Guten Tag)
Hier mein dritter Blogeintrag, und nun sind schon fast 3 Monate rum...Die Zeit vergeht einerseits sehr schnell, aber wenn ich auf all meine Erlebnisse zurückblicke, kommen mir die Erinnerungen von Zuhause um einiges länger her vor! Meine neuesten Erlebnisse will ich natürlich gerne mit euch teilen:

Kurz nach dem letzten Blogeintrag war ich wieder mal in Hanoi. Diesmal haben wir dort bei Freunden von uns übernachtet und uns mit anderen Freiwilligen aus Thailand getroffen. Wir hatten eine unglaublich tolle Zeit zusammen und haben viel erlebt. Wir waren zum Beispiel im Literaturtempel (ähnlich einer Universität), die im 11. Jahrhundert gebaut wurde!


Räucherstäbchen? Oder doch Spaghettieis?
Rush Hour in Hanoi

Dann ging's ab in unseren Park...




....wo wir eine sehr tolle Zeit zusammen hatten :)

Leider haben uns unsere Freunde dann nach ein paar Tagen wieder verlassen, um den südlicheren Teil Vietnams zu erkunden.

Letztens habe Ich mir auch eine Hängematte mit Moskitonetz gekauft, und mit einem Freund von mir damit am See im Park übernachtet! Das coolste war dass ich beim Einschlafen die Sterne sehen konnte!
Generell ist der Sternenhimmel hier Hammer (zumindest wenns mal nicht bewölkt ist und man weiß wo die Lichtungen sind :D), weil es hier einfach so gut wie gar keine Lichtverschmutzung gibt und man so wirklich viel mehr Sterne sieht, sogar die Milchstraße lässt sich gut mit bloßem Auge beobachten.


Einmal waren wir abends mit einem Fachmann im Wald, wo wir wirklich einiges an verschiedenen Tieren sehen konnten.


Trotz Mangel an biologischen Kenntnissen würde ich suggerieren, 
dass diese Individuen sich im Paarungsakt befinden
Diese Stabheuschrecken scheinen sich mit ähnlichen Aktivitäten zu vergnügen.

Manche der Tiere hier sind so süß, die möchte man gleich mit nach Hause nehmen

Das war unsere Expeditionsgruppe, neben Lina und mir sind noch 2 andere Freiwillige aus Großbritannien die währenddessen im Center waren, und einer unserer Guides, der gleichzeitig der Tierarzt im TCC ist.

Nun wieder etwas zu meiner Arbeit hier:

Simon beim Wasser wechseln.
Ein immer größerer Teil meiner Arbeit ist es, die Schildkröten zu messen und zu wiegen, um die Fortschritte zu dokumentieren, aber auch z.B. um Krankheiten zu entdecken, denn durch diese verlieren Schildkröten teilweise mal gut 20% ihres Körpergewichts innerhalb weniger Monate, also ist das wirklich ein effektiver Weg um Schildkrötenverlusten vorzubeugen.
Simon beim Messen.
Eine oft auftretende Schildkrötenkrankheit sind Wurminfektionen, so auch im Center, deswegen mussten wir in den letzten Wochen einigen Schildkröten Medizin spritzen. Da muss man manchmal gut und gerne eine halbe Stunde warten, bis die Schildkröten aus ihrem Panzer kommen, die hier war zum Glück nicht so schüchtern :
Simon beim.. Oh stop
In den letzten Wochen hatten wir 3 Konfiskationen die im Center angekommen sind. Der Großteil der Tiere war von einer Spezies namens Großkopfschildkröte, und den Namen trägt sie zu Recht.


Ca. 120 Exemplare sind von dieser Art hier angekommen, und so langsam geht uns hier echt der Platz aus, wir mussten dafür schon die Vorratskammer ausräumen... Das Problem ist, dass diese Spezies ihren großen Kopf nicht in den schützenden Panzer einziehen kann und deshalb sehr aggressiv ist...Deswegen kann man nicht mehrere Tiere einfach in ein Gehege stecken, und wir müssen aufgrund Platzmangels momentan leider die meisten der Tiere in Plastikboxen halten.
 Darüber hinaus sind die Tiere ein kühles Gebirgsklima gewohnt und die Tiere haben deshalb spezielle Anforderungen, was z.B. Wassertemperatur und Futter angeht.


Wegen dieser Art haben wir hier auch echt viel zu tun, erstmal mussten wir jede einzelne Schildkröte vermessen, wiegen, fotografieren und sie mit einer Nummer markieren.





Langfristig gesehen muss alle 2 Tage das Wasser für die Schildkröten gewechselt werden, wobei wir auch die Schildkröten und ihre Minihäuschen(halbierte Blumentöpfe) reinigen, was echt aufwändig ist bei 120 einzelnen Plastikboxen!

Mitte Oktober war der Leiter des Asian Turtle Program aus London hier im Nationalpark, und es gab ein paar Schulungseinheiten für die Keeper im Park, an denen wir auch teilnehmen durften. Dabei haben wir einiges u.A. über die Fütterung, Haltung, das Gehegedesign und das Brutverhalten der Schildkröten gelernt, z.B. wo und wann gewisse Schildkröten ihre Eier hinlegen. Dieses Wissen konnten wir auch direkt anwenden und haben seitdem mehrmals Eier gefunden!


Unter anderem haben wir auch neue Aquarien für das Besucherzentrum eingerichtet, und dafür kästenartige Gebilde aus Beton gebaut, um den jungen Schildkröten dort ein schöneres Zuhause zu bieten!





Generell haben wir momentan viel mit Konstruktionen zu tun, im Moment hier werden 5 neue kleine Gehege mit Betonwasserfällen gebaut (für die Großkopfschildkröte, um ihre natürliche Umgebung nachzuempfinden).


Ein noch größeres Projekt ist der Bau eines komplett neuen Geheges (6x14m) mit kleinen Teilgehegen für Brutpaare.

Bei beiden Projekten arbeiten wir auch aktiv mit, sei es durch Beton mischen, graben oder Steine schleppen. Für das große Gehege sollte ich sogar einen genauen Plan mit Maßen am Computer erstellen, nach welchem wir und die Bauarbeiter jetzt arbeiten, das ist ein sehr cooles Gefühl so etwas zu planen und dann wachsen zu sehen!

Die Arbeit hier macht mir sehr Spaß, da es einfach toll ist mit diesen Tieren zu arbeiten und es auch sehr abwechslungsreich ist. Klar, manche Arbeiten wiederholen sich, aber bisher immer in einem sehr ertragbaren Maße. Jeder Tag ist anders von der Arbeitsverteilung, weil wir halt sehr oft einfach nur da helfen, wo wir gerade gebraucht werden, und das Center auch grad in einer neuen Auf- und Umbauphase ist. Es macht mich auch sehr glücklich mich hier einzubringen und meinen Teil zur Verbesserung des Centers und dem Retten von seltenen Schildkrötenarten zu leisten!


Dann haben Lina und ich auch weiter die nähere Umgebung erforscht, 35 km vom Park entfernt befindet sich der größte buddhistische Tempelkomplex von Vietnam, und der ist echt beeindruckend! Aber seht selbst :)






Wie ihr hier seht, haben Schildkröten eine hohe spirituelle Bedeutung,
sie stehen für Kraft, Ausdauer und Langlebigkeit
Happy Buddha

Serious Buddha

Auf dem Rückweg von Ninh Binh haben wir die Pagode erleuchtet gesehen, das war wirklich wunderschön, vor allem mit dem See davor! Auf dem Bild kommt das nicht so 100 Prozent rüber, aber ich hoffe man kann etwas davon nachempfinden.



An dem Tag waren wir auch in der nächsten größeren Stadt Ninh Binh(150.000 Einwohner) im Supermarkt einkaufen, das ist immer so ein angenehmes Gefühl so viel Auswahl zu haben wenn man nur den örtlichen Markt gewohnt ist! Ich lerne wirklich diese krasse Auswahl, die man in Deutschland immer beim Essenskauf hat zu schätzen!
Andererseits ist dafür hier das Essen vom Markt meistens frisch und auch sehr günstig! Vor allem Tofu ist mein heimlicher Favorit geworden, ein Block davon (ca. 400g, genug für 2 Personen) kostet 5000 Dong, also 20 Cent, was einfach nur Wahnsinn ist! Und es schmeckt so gut !(vor allem frittiert)

Auch die Früchte hier sind der Wahnsinn, auch vom Preis, manchmal ist morgens auf dem Markt eine Frau die frisch geschnittene Ananas verkauft, 3 ganze Ananas kosten dann 10000 Dong, also 40 Cent! Einer meiner Favoriten ist auch Passionsfrucht, davon haben wir letztens ein Kilo (ca. 10-15 Früchte) für 1,20 ergattert (was hier schon teuer ist für Früchte), und diese Früchte schmecken hier einfach nur so unglaublich. Leider kriegt man nicht jeden Tag die Früchte die man will, weil es immer stark davon abhängt was gerade geerntet wurde und natürlich auch was in der jeweiligen Saison wächst.

Bei einer unserer Rundfahrten letztens sind wir an einem Ananasfeld vorbeigefahren, ich fand es wirklich sehr interessant zu sehen wie die Früchte wachsen. Auch Bananen wachsen hier einfach an Stauden, die einfach zufällig im Park verteilt sind, auch im TCC haben wir mehrere davon!


Ich stehe übrigens kurz vor einer Reise nach Hong Kong! Darüber werde ich in meinem nächsten Eintrag berichten. Wegen unserem Visum müssen wir nämlich das Land verlassen und wieder einreisen... Das mit dem Einjahres Visum in Vietnam ist echt ein Problem (auch für viele internationale Arbeiter im Park), weil die vietnamesische Regierung probiert, die Anzahl an Ausländern ohne spezielle Qualifikation in Vietnam zu begrenzen, vor allem mit Sicht auf den großen Gegner China.
Generell kriege ich einen sehr interessanten, wenn auch manchmal erschreckenden Einblick in die Gesellschaft hier. Darüber werde ich hier aber nichts schreiben, wenn sich jemand dafür genauer interessiert kann er sich gern bei mir melden :)

Liebe Grüße vom anderen Ende der Welt

Euer Simon