Xin Chào!
(Vietnamesisch für Guten Tag)
Hier mein dritter Blogeintrag, und nun
sind schon fast 3 Monate rum...Die Zeit vergeht einerseits sehr
schnell, aber wenn ich auf all meine Erlebnisse zurückblicke, kommen
mir die Erinnerungen von Zuhause um einiges länger her vor! Meine
neuesten Erlebnisse will ich natürlich gerne mit euch teilen:
Kurz nach dem letzten Blogeintrag war
ich wieder mal in Hanoi. Diesmal haben wir dort bei Freunden von uns
übernachtet und uns mit anderen Freiwilligen aus Thailand
getroffen. Wir hatten eine unglaublich tolle Zeit zusammen und haben
viel erlebt. Wir waren zum Beispiel im Literaturtempel (ähnlich
einer Universität), die im 11. Jahrhundert gebaut wurde!
Räucherstäbchen? Oder doch Spaghettieis? |
Rush Hour in Hanoi Dann ging's ab in unseren Park...
....wo wir eine sehr tolle Zeit zusammen hatten :)
|
Leider haben uns unsere Freunde dann nach ein paar Tagen wieder verlassen, um den südlicheren Teil Vietnams zu erkunden.
Letztens habe Ich mir auch eine
Hängematte mit Moskitonetz gekauft, und mit einem Freund von mir
damit am See im Park übernachtet! Das coolste war dass ich beim
Einschlafen die Sterne sehen konnte!
Generell ist der Sternenhimmel hier
Hammer (zumindest wenns mal nicht bewölkt ist und man weiß wo die
Lichtungen sind :D), weil es hier einfach so gut wie gar keine
Lichtverschmutzung gibt und man so wirklich viel mehr Sterne sieht,
sogar die Milchstraße lässt sich gut mit bloßem Auge beobachten.
Einmal waren wir abends mit einem
Fachmann im Wald, wo wir wirklich einiges an verschiedenen Tieren
sehen konnten.
Trotz Mangel an biologischen Kenntnissen würde ich suggerieren, dass diese Individuen sich im Paarungsakt befinden |
Diese Stabheuschrecken scheinen sich mit ähnlichen Aktivitäten zu vergnügen. |
Manche der Tiere hier sind so süß, die möchte man gleich mit nach Hause nehmen |
Simon beim Wasser wechseln. |
Ein immer größerer Teil meiner Arbeit
ist es, die Schildkröten zu messen und zu wiegen, um die
Fortschritte zu dokumentieren, aber auch z.B. um Krankheiten zu
entdecken, denn durch diese verlieren Schildkröten teilweise mal gut
20% ihres Körpergewichts innerhalb weniger Monate, also ist das
wirklich ein effektiver Weg um Schildkrötenverlusten vorzubeugen.
Simon beim Messen. |
Eine oft auftretende
Schildkrötenkrankheit sind Wurminfektionen, so auch im Center,
deswegen mussten wir in den letzten Wochen einigen Schildkröten
Medizin spritzen. Da muss man manchmal gut und gerne eine halbe
Stunde warten, bis die Schildkröten aus ihrem Panzer kommen, die hier war zum Glück nicht so schüchtern :
Simon beim.. Oh stop |
In den letzten Wochen hatten wir 3
Konfiskationen die im Center angekommen sind. Der Großteil der Tiere
war von einer Spezies namens Großkopfschildkröte, und den Namen
trägt sie zu Recht.
Ca. 120 Exemplare sind von dieser Art
hier angekommen, und so langsam geht uns hier echt der Platz aus, wir
mussten dafür schon die Vorratskammer ausräumen... Das Problem ist,
dass diese Spezies ihren großen Kopf nicht in den schützenden
Panzer einziehen kann und deshalb sehr aggressiv ist...Deswegen kann
man nicht mehrere Tiere einfach in ein Gehege stecken, und wir müssen
aufgrund Platzmangels momentan leider die meisten der Tiere in
Plastikboxen halten.
Darüber hinaus sind die Tiere ein kühles Gebirgsklima gewohnt und die Tiere haben deshalb spezielle Anforderungen, was z.B. Wassertemperatur und Futter angeht.
Darüber hinaus sind die Tiere ein kühles Gebirgsklima gewohnt und die Tiere haben deshalb spezielle Anforderungen, was z.B. Wassertemperatur und Futter angeht.
Wegen dieser Art haben wir hier auch
echt viel zu tun, erstmal mussten wir jede einzelne Schildkröte
vermessen, wiegen, fotografieren und sie mit einer Nummer markieren.
Langfristig gesehen muss alle 2
Tage das Wasser für die Schildkröten gewechselt werden, wobei wir
auch die Schildkröten und ihre Minihäuschen(halbierte Blumentöpfe)
reinigen, was echt aufwändig ist bei 120 einzelnen Plastikboxen!
Mitte Oktober war der Leiter des Asian
Turtle Program aus London hier im Nationalpark, und es gab ein paar
Schulungseinheiten für die Keeper im Park, an denen wir auch
teilnehmen durften. Dabei haben wir einiges u.A. über die Fütterung,
Haltung, das Gehegedesign und das Brutverhalten der Schildkröten
gelernt, z.B. wo und wann gewisse Schildkröten ihre Eier hinlegen.
Dieses Wissen konnten wir auch direkt anwenden und haben seitdem
mehrmals Eier gefunden!
Unter anderem haben wir auch neue Aquarien für das Besucherzentrum eingerichtet, und dafür kästenartige Gebilde aus Beton gebaut, um den jungen Schildkröten dort ein schöneres Zuhause zu bieten!
Generell haben wir momentan viel mit Konstruktionen zu tun, im Moment hier werden 5 neue kleine Gehege mit Betonwasserfällen gebaut (für die Großkopfschildkröte, um ihre natürliche Umgebung nachzuempfinden).
Ein noch größeres Projekt ist der Bau
eines komplett neuen Geheges (6x14m) mit kleinen Teilgehegen für
Brutpaare.
Bei beiden Projekten arbeiten wir auch
aktiv mit, sei es durch Beton mischen, graben oder Steine schleppen. Für
das große Gehege sollte ich sogar einen genauen Plan mit Maßen am
Computer erstellen, nach welchem wir und die Bauarbeiter jetzt
arbeiten, das ist ein sehr cooles Gefühl so etwas zu planen und dann
wachsen zu sehen!
Die Arbeit hier macht mir sehr Spaß,
da es einfach toll ist mit diesen Tieren zu arbeiten und es auch sehr
abwechslungsreich ist. Klar, manche Arbeiten wiederholen sich, aber
bisher immer in einem sehr ertragbaren Maße.
Jeder Tag ist anders von der Arbeitsverteilung, weil wir halt sehr
oft einfach nur da helfen, wo wir gerade gebraucht werden, und das
Center auch grad in einer neuen Auf- und Umbauphase ist. Es macht
mich auch sehr glücklich mich hier
einzubringen und meinen Teil zur Verbesserung des Centers und dem
Retten von seltenen Schildkrötenarten zu leisten!
Dann haben Lina und ich auch weiter die
nähere Umgebung erforscht, 35 km vom Park entfernt befindet sich der
größte buddhistische Tempelkomplex von Vietnam, und der ist echt
beeindruckend! Aber seht selbst :)
Wie ihr hier seht, haben Schildkröten eine hohe spirituelle Bedeutung, sie stehen für Kraft, Ausdauer und Langlebigkeit |
Happy Buddha |
Serious Buddha |
Auf dem Rückweg von Ninh Binh haben
wir die Pagode erleuchtet gesehen, das war wirklich wunderschön, vor
allem mit dem See davor! Auf dem Bild kommt das nicht so 100 Prozent
rüber, aber ich hoffe man kann etwas davon nachempfinden.
An dem Tag waren wir auch in der
nächsten größeren Stadt Ninh Binh(150.000 Einwohner) im Supermarkt
einkaufen, das ist immer so ein angenehmes Gefühl so viel Auswahl zu
haben wenn man nur den örtlichen Markt gewohnt ist! Ich lerne
wirklich diese krasse Auswahl, die man in Deutschland immer beim
Essenskauf hat zu schätzen!
Andererseits ist dafür hier das Essen
vom Markt meistens frisch und auch sehr günstig! Vor allem Tofu ist
mein heimlicher Favorit geworden, ein Block davon (ca. 400g, genug
für 2 Personen) kostet 5000 Dong, also 20 Cent, was einfach nur
Wahnsinn ist! Und es schmeckt so gut !(vor allem frittiert)
Auch die Früchte hier sind der
Wahnsinn, auch vom Preis, manchmal ist morgens auf dem Markt eine
Frau die frisch geschnittene Ananas verkauft, 3 ganze Ananas kosten
dann 10000 Dong, also 40 Cent! Einer meiner Favoriten ist auch
Passionsfrucht, davon haben wir letztens ein Kilo (ca. 10-15 Früchte)
für 1,20 ergattert (was hier schon teuer ist für Früchte), und
diese Früchte schmecken hier einfach nur so unglaublich. Leider
kriegt man nicht jeden Tag die Früchte die man will, weil es immer
stark davon abhängt was gerade geerntet wurde und natürlich auch
was in der jeweiligen Saison wächst.
Bei einer unserer Rundfahrten letztens
sind wir an einem Ananasfeld vorbeigefahren, ich fand es wirklich
sehr interessant zu sehen wie die Früchte wachsen. Auch Bananen
wachsen hier einfach an Stauden, die einfach zufällig im Park
verteilt sind, auch im TCC haben wir mehrere davon!
Generell kriege ich einen sehr
interessanten, wenn auch manchmal erschreckenden Einblick in die
Gesellschaft hier. Darüber werde ich hier aber nichts schreiben,
wenn sich jemand dafür genauer interessiert kann er sich gern bei
mir melden :)
Liebe Grüße vom anderen Ende der Welt
Euer Simon